1951Brauch und Tradition

Die Tradition einen Maibaum aufzustellen geht nachvollziehbar bis ins 16. Jahrhundert zurück. Auf einem Bild des Malers Donauer ist erstmals 1585 ein Figurenmaibaum zu sehen. Auf weiteren Bildern und Votivtafeln 1743 und 1767 ist der Maibaum ebenfalls abgebildet.
 
Seit dem 18. Jahrhundert ist der Maibaum in bayrischen Gemeinden Symbol für Staatsbewußtsein in freien Gemeinden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Maibaum fester Bestandteil der südbayrischen Gemeinden und Städte. Brauchtumsgemäß wird ein Wettstreit benachbarter Dörfer durchgeführt. Dabei kommt es immer auf den größten und schönsten Baum an. Höhen über 30 Meter sind keine Seltenheit.

Der Maibaum wird mancherorts mit Rinde aufgestellt. In Oberbayern ist er geschält und weiß/blau angestrichen. Die Bäume haben am Tag der Aufstellung grüne Wipfel, die mit bunten Bändern verziert sind, sowie einen Kranz um den Stamm. Sie werden mit selbstgeschnitzten Figuren und Zunftzeichen örtlicher Handwerker geschmückt. Ein Spruch, der die Einigkeit des aufstellenden Ortes bezeugt, wird gut sichtbar angebracht.

Gemeinschaftsinn ist insbesondere bei der Aufstellung des Baumes von größter Wichtigkeit. Viele Burschen des Ortes sind nämlich erforderlich um den Baum in einen senkrechten Stand zu bringen. Dabei darf unter keinen Umständen technisches Hilfsmittel herangezogen werden. Das Aufstellen erfolgt mit jeweils zwei Stangen (sogenannten Schwaibeln), die von den Burschen gegen den Baum gedrückt werden. Es vergehen durchaus zwei Stunden bis der Baum ordentlich steht. Bei Bäumen über 30m Länge ist es sehr gefährlich mit dieser Methode aufzustellen, da die Schwaibeln zum Teil über 20m lang sein müßen. Aus Sicherheitsgründen werden heutzutage Hilfsmittel, wie Kräne, doch geduldet.

Im Zusammenhang mit dem Maibaumaufstellen wollen wir auf einen weiteren Brauch, das Maibaumstehlen und -einlösen eingehen. Der Maibaum wird nach seinem Schlagen zum Ort der Aufstellung gebracht. Dort lagert er bis zum Aufrichten durch die Burschenschaft, wobei oft mehrere Tage oder sogar Wochen vergehen. Er wird Tag und Nacht in wechselnder Schicht von den Burschen des Ortes gut bewacht. Klappt die Bewachung nicht vorzüglich, kann es sein, daß der Nachbarort die Gunst der Stunde nutzt und den Baum entwendet. Dann wird zur Auslöse viel Bier und eine üppige Brotzeit fällig.

Das Auslöse wird, sofern es durch den bestohlenen Ort bezahlt ist, gemeinsam verspeist und getrunken. Ist ein Ort nicht bereit seinen gestohlenen Maibaum zurückzukaufen, wird dieser als Schandbaum neben dem eigenen aufgestellt. Ein daran angebrachter Spruch läßt kein gutes Haar an dem bestohlenen Ort.

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